Mach-was-(T)Räume-Manifest

Mach-was-TRäume

Mit ursprünglicher, kreativer Arbeit und Produktion waren immer Ruß und Schmutz, Geräusche und Gerüche aller Art verbunden. Nachdem sich unsere Welt weitgehend solcher Kreativität entledigt hat, ist es hierzulande still und sauber wie in einem Sanatorium geworden. Und kreative Beschäftigung, da sie nun einmal mit Schmutz, Geräusch und Gerüchen verbunden ist, wird in diesem sauber verwalteten Sanatorium wegen Störung der Wohnruhe verboten. Es gibt auch gar keinen Raum mehr dafür. Die Gärten, in denen früher noch gewerkelt wurde, sind unter maschinell gepflegten Rasenflächen verschwunden.

In diese bedrohliche Aufgeräumtheit hinein bauen wir Räume, die wenigstens etwas Kreativität und produktives Miteinander ermöglichen: Mach-was-Räume. Wir markieren diese Flächen, für die wir die Verkehrssicherungspflicht übernehmen, mit roten, auch zum Sitzen dienenden Balken und fragen die Anwohner, was sie hier gerne machen würden. Wenn sich dort z.B. Leute finden, die darauf gerne gärtnern würden, werden wir mit ihrer Hilfe die Fläche dafür herrichten und Komposterde und Saatgut besorgen. Wenn sie hier mit einem benachbarten Künstler bildhauern wollen, werden wir ihnen behilflich sein, das Werkzeug und die Steine dafür zu beschaffen. Nur soll die Fläche nicht für ein oder zwei Leute privatisiert werden. Es sollten mindestens Fünf beteiligt und der Mach-was-Raum weiterhin für alle zugänglich sein.

Wenn es so läuft, wie wir hoffen, werden immer gewisse Störungen von diesen Mach-was-Plätzen ausgehen. Es werden Störungen sein, die nicht von den Produkten der Automobil- oder der Unterhaltungsindustrie ausgehen, sondern von miteinander werkelnden oder spielenden Menschen. Natürlich gilt es, Rücksicht zu nehmen und Unfälle und größere Verletzungen zu vermeiden. Aber da wir anders als der Magistrat der Stadt nicht die Sicherheit über ganze Parks und riesige Verkehrsflächen garantieren müssen, können wir auch die Verkehrssicherheit differenzierter herstellen: Mit den roten Balken können wir gegen die verwaltete Überängstlichkeit, gegen zwanghafte Sauberkeit, Ruhe und Ordnung und zunehmendes Spießbürgertum kleine Bastionen herstellen, auf denen, solange bestimmte Regeln nicht überschritten werden, Musik geübt, Akrobatik gemacht, jongliert, gegärtnert, Boule gespielt oder sonst was gemacht werden kann.

Michael Wilkens, im Juni 07